Die Schellackpolitur, eine traditionelle Handpolitur. French polish.
Die Schellackpolitur ist die Hohe Schule der Polierkunst und benötigt Erfahrung und Geschick.
Da moderne, chemische Polierverfahren schneller zu bewerkstelligen sind,
nimmt die Zahl der Handwerker, die die klassische Schellackpolitur
beherrschen, beständig ab. Allerdings lohnt sich der Aufwand unbedingt, denn
die Schellack-Handpolitur ist unübertroffen in ihrer Ausstrahlung, die
Holzflächen erstrahlen im Glanz und im Feuer ihrer Maserung. Es gilt der
Grundsatz: nur mit Mühe und liebevoller Hingabe kann man im Handwerk ein
wirklich gutes und schönes Ergebnis erzielen !
Ganz wichtig ist auch der Hinweis, dass eine Antiquität, die ursprünglich eine Schellackpolitur hatte, bei einer Restaurierung unbedingt wieder eine solche Handpolitur erhält. Wird eine moderne Politur aufgebracht, verliert die Antiquität erheblich an Wert.
Das Schellackpolierverfahren besteht darin, dass in Alkohol (Ethanol)
gelöster Schellack durch Verreiben auf eine Holzfläche so aufgetragen wird,
dass der Schellack nach Verdunsten des Alkohols die Holzporen ausfüllt und
auf dem Holz eine völlig glatte Oberfläche erzeugt. Das Auftragen von
Schellacklösungen ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick
erscheinen mag. Man benötigt dazu einige Materialien, Hilfsmittel und
Werkzeuge und eine Technik, die gelernt sein will.
Die Schellackpolitur besteht im Prinzip aus Schellack und Alkohol. Je nach
der Sorte des Schellacks, der gelöst wird, erhält man verschiedene Sorten
Schellackpolituren, z. B. dunkle, blonde und transparente Polituren.
Wir setzten unsere Schellackpolituren selbst an.
Rezept: 100-150 Gramm möglichst fein zerkleinerter Schellack werden in 1
Liter Alkohol (vorzugsweise Ethanol 99%) gelöst. Das Lösen erfolgt am besten
in einer Glasflasche. Während des Lösens schüttelt oder rührt man öfters
durch. Die erhaltene Lösung ist trübe. Die Trübung rührt vom Schellackwachs
und von Verunreinigungen im Schellack her. Um die Lösung zu klären, sollte man
sie filtern oder man stellt die angesetzte Politur längere Zeit, ohne sie zu
schütteln, an die Wärme, z. B. an die Sonne. Dann sinken das Schellackwachs
und die Verunreinigungen langsam zu Boden. Darüber befindet sich die reine
Politur. Sie wird vorsichtig abgegossen.
Holzoberflächen, die poliert werden sollten, wurden manchmal vor der
Polierarbeit geölt und geschliffen. Zum Ölen verwendete man Schleiföl, das
auch eingefärbt werden konnte.
Üblich waren gekochte Leinöle. Die Anwendung von Leinöl erforderte aber
wochenlanges Trocknen, bevor die eigentliche Polierarbeit in Angriff
genommen werden konnte.
Die Schellackpolituren werden mit dem Polierballen Schicht auf Schicht
aufgetragen, wobei die frisch aus dem Ballen fließende Politur-Flüssigkeit
die bereits aufgetragenen, getrockneten Politurschichten wieder leicht anlösen.
Die
Mitverwendung von Polieröl verhindert das Aufreißen der schon aufgebrachten
Schichten.
Als Polieröl eignet sich dünnflüssiges, säure-und harzfreies Mineralöl, z.
B. Paraffinöl.
Die Verwendung von Öl beim Polieren hat auch Nachteile, so können, wenn mit
zu viel Öl poliert wurde, hässliche Ölausschläge entstehen.
Das wichtigste Werkzeug zum Polieren ist der Polierballen. Die Art des
Polierballens richtet sich nach der Polierarbeit. Es gibt Strickwolleballen
und Watteballen.
Für Strickwolleballen verwendet man alte, gewaschene Wollsocken. Sie werden
so zusammengelegt, dass sie einen möglichst weichen, elastischen Knäuel
bilden, den man in ein Stück gröbere oder feinere Leinwand wickelt.
Für den Grundierballen nimmt man grobes Leinen, damit die Politur gut
durchlaufen kann und das mitverwendete Bimssteinmehl nicht den Ballen
verstopft.
Als Umwicklung für den Deckballen verwendet man ebenfalls grobes, aber etwas
engermaschiges, für den Auspolierballen feines Leinen.
Der Inhalt des Watteballens besteht aus einigen Lagen Baumwollwatte. Die
Umwicklung erfolgt mit feinem Leinen. Der Watteballen ist nicht so
elastisch, dafür weicher und geschmeidiger. Er dient zum Polieren von
Schnitzereien und Kehlleisten und zum Abpolieren.
Die Größe der Polierballen richtet sich nach der zu polierenden Fläche. Die
Ballen bewahrt man in einer Polierbüchse auf (z.B. luftdichten
Kunststoffdosen).
Die einzelnen Arbeitsschritte:
Grundpolieren
Deckpolieren
Auspolieren.
Vor dem Grundpolieren wird das Holz nach allen Regeln der Kunst
fein geschliffen.
Der letzte Schliff sollte mindestens mit Körnung 320 geschehen, bei einigen
Harthölzern kann man auch noch mit Körnung 400 nacharbeiten. Je glatter das
Holz umso schöner gelingt die Politur.
Das Grundpolieren:
Mit dem Grundpolieren werden die Holzporen aufgefüllt.
Man lässt die Flächen zuerst mit Politur ein-oder zweimal ein. Danach wird
als Schleifmittel Bimssteinmehl mitverwendet. Man streut das Bimssteinmehl
auf ein Brettchen und arbeitet es darauf in den Grundierballen ein, der halb
und halb mit Politur und Alkohol gefüllt ist. Dann beginnt mit dem so
vorbereiteten Ballen das Grundpolieren.
Zum Nachfüllen des Ballens mit Politur wird das um den Ballen gewickelte
Leinenstück geöffnet und die Politur in die Strickwolle gegeben. Den Alkohol
kann man direkt durch den Leinenstoff hindurch in den Ballen geben. Damit
sich Politur und Alkohol gut mischen und verteilen, wird der Ballen auf
einem Brett oder auf der Handfläche geklopft.
Mit dem gut angefeuchteten Ballen wird die Fläche an allen Stellen,
besonders aber auch an den Rändern, in schleifenförmigen, kreisförmigen und
ovalen Bewegungen bearbeitet. Gelegentlich poliert man auch einmal quer,
dann wieder in der Längsrichtung. Bei allen diesen Polierbewegungen wird an
den Kanten der Holzporen immer eine kleine Menge Politur abgestreift, bis
die Poren schließlich gefüllt sind.
Mit dem Grundpolieren ist man fertig, wenn die Holzporen vollständig gefüllt
sind.
Jede grundpolierte Fläche muss man längere Zeit stehen lassen.
Das Deckpolieren:
Mit dem Deckpolieren füllt man die während des Trocknens der grundierten
Flächen eingefallenen, nach gesackten Poren.
Vor dieser Arbeit wird die grundierte Fläche mit feinem Schleifpapier eben
geschliffen und gereinigt.
Man beginnt das Deckpolieren mit einem ziemlich trockenem Grundierballen.
Wenn die Poren wieder aufgefüllt sind, muss Polieröl mit verwendet werden. Man
wechselt das grobe Leinen des Polierballens gegen feineres Leinen aus, gibt
etwas Polieröl auf die Fläche und zieht die bekannten Polierzüge.
Beim Nachdecken wird jeder Ballen auspoliert. Der Ballen muss immer
„ziehen", er soll eine leicht schleifende und reibende Arbeit leisten. Geht
der Ballen zu leicht, wird zuviel Polieröl mit verwendet.
Wird während des Polierens die Schicht an irgend einer Stelle aufgerissen,
dann unterbricht man die Arbeit und gibt der Fläche Zeit zum Trocknen. Bei
der Fortsetzung der Arbeit wird die aufgerissene Stelle nicht speziell
behandelt, sondern ohne Rücksicht auf sie normal weiterpoliert, wobei sich
die aufgerissene Stelle allmählich der übrigen Fläche anpasst.
Beim Polieren gilt der Grundsatz, dass eine Fläche besser poliert wird, wenn
sie öfters längere Zeit zum Trocknen bekommt..
Die soweit polierten Flächen sollen bereits spiegelnden Glanz zeigen, glatt
sein und keine Unebenheiten mehr haben.
Das Auspolieren:
Auspolieren gibt der anpolierten Fläche bleibenden Hochglanz. Dafür müssen
sämtliche Holzporen restlos gefüllt und keine Mulden mehr vorhanden sein.
Zum Auspolieren wird der feine Auspolierballen benützt.
Man befeuchtet ihn schwach mit stark verdünnter Schellackpolitur, legt einen
sauberen Leinenlappen darüber und beginnt zu polieren, wobei man einige
Tropfen Öl mit verwendet. Man poliert zunächst nur einige Züge bis der
Ballen etwas angetrocknet ist. Hierauf öffnet man ihn und und spritzt etwas
Alkohol hinein. Dann reibt man die Strickwolle gut durch, damit sich alle
Schellackrückstände auflösen, legt den Lappen wieder darüber und poliert
genau wie vorher. Der Ballen soll möglichst lange in Verbindung mit der
Fläche bleiben. Sobald der Ballen trocken wird, muss der Druck der Hand
allmählich verstärkt werden. Dadurch wird die Fläche rein poliert, weil der
Ballen keinen Schellack mehr abgibt, sondern nur noch ebnet und glättet und
gleichzeitig das Öl von der Fläche entfernt.
Zum Schluss folgt eine Behandlung mit Auspolierwasser. Meistens wird das
Auspolierwasser mit feinem Watteballen auf die Flächen gebracht. Man lässt
ruhig ziehen und antrocknen und entfernt es mit Flanellstoff.
Eine auspolierte Fläche soll fadenlosen, klaren Hochglanz ohne bläulichen
Schimmer zeigen. Je glatter eine Fläche, desto schöner ist sie.
Graue Stellen, Unebenheiten, Erhöhungen und Vertiefungen in der
Politurschicht gelten als Fehler, die sich besonders gut zeigen, wenn das
Licht schräg auf die Fläche fällt.
Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass die beste Schellack-Handpolitur
ohne Bimsmehl entsteht ! Bimsmehl setzt sich nach einiger Zeit in den
Holzporen ab und zeigt sich in unschönen grau-weißen Flecken unter der
polierten Oberfläche. Eine Politur ohne Bimsmehl ist aber wesentlich zeitaufwändiger.
Pflege der Schellack-Handpolitur:
mit feuchtem Tuch (nur Wasser) gewischt und sofort mit weichem, trockenen
Tuch getrocknet. Keine handelsüblichen Sprays und Pflegeöle verwenden.
Da Schellack in Alkohol gelöst wird, bleiben Schellackpolituren stets alkoholempfindlich.
Bitte achten Sie darauf, dass die Möbel nicht übertrieben oft abgestaubt werden.
Das Staubtuch nimmt den Möbeln ganz allmählich den Hochglanz und reibt bei gewachsten Möbeln den Staub in die Poren. Schlimmer noch ist die Gefahr, dass
beim eiligen Abstauben das Staubtuch an vorstehenden Furnierteilen hängen bleibt und feine Teile abbricht.
Informationen zum Schellack finden Sie auch bei Wikipedia®, die Seite öffnet sich im neuen Fenster:
French polish, a traditional way of hand-polishing.
French polish is the art of polishing and requires experience and skill. It was brushed aside early in the 20th century in favor of less labor-intensive methods of finishing. However, it is worth the effort to spend the time, because the French polish produces a luster that is unmatched in its charisma, it results in a very high gloss, deep colour and tough surface.
It is the principle: only with hard work and loving
devotion one can achieve an extraordinary result.
It is very important to notice, that antiques, which originally had a French
polish must be restored with French polish again. If you apply a modern
polish, your antiques considerably loose value.
The work is lengthy and repetitive. The idea is to obtain a sealed and shiny surface through a specific combination of different rubbing motions, like circles and figure-eights, building up layers of polish and then spiriting off any streaks left.
You can buy readymade French polish, but we prefer to produce our own. 100-150 grams shellac flakes are dissolved in denatured alcohol (99%). To get a clear solution, expose the mixture to sunlight for several days.
Before starting the process of polishing, wooden surfaces have to be sanded very carefully, up to at least a 320-grit paper.
The shellac is applied with a pad, consisting of a wadded piece of wool or gauze, surrounded by a piece of cotton fabric. We start with coarse cotton for the pad until the wood grains and pores are filled, the surface is not yet shiny by this time. To get the pores filled quicker, one can use a small amount of very fine grade pumice. To refill the pad with polish, just open the cotton and fill the inner core with shellac, but do not saturate it, the aim is, to produce very thin layers of shellac only.
Once the pores are filled and the surface has dried thoroughly, it has to be sanded and cleaned again ( 400-grit). When continuing to polish, we use a finer cotton for the pad and also apply some drops of 100% pure, neutral oil. This helps to keep the pad moving smoothly without interruptions, thus avoiding damages in the sealing built up so far. This work has to be repeated, until the surface is shiny and blemish-free.
After a good drying period (French polish needs time), rests of oil have to be eliminated. We use a new, clean pad with very fine cotton and filled with little alcohol only, to reach a mirror-like finish.
Our experience is, that we achieve best results, not using pumice. Pumice after a while can be seen as kind of a grey veil in the grain. French polish without pumice however needs even more time.